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Mein Paris-Brest-Paris 2023 Abenteuer

Der Weg nach Brest: Mein Paris-Brest-Paris 2023 Abenteuer – Teil 1

Die Teilnahme am Paris-Brest-Paris 2023 – ein lang ersehntes Ziel, ein ultimativer Test für jeden Radsportenthusiasten. Am 19. August 2023 begann meine Reise zu dieser epischen Herausforderung, einer 1200 km langen Rundstrecke von Paris nach Brest und zurück.

Die Uhr zeigte 16:30 Uhr an, als ich die Startunterlagen einschließlich meiner Startnummer abholte. Ein strahlender Tag in Rambouillet begrüßte eine Vielzahl von Radfahrern, die sich für dieses bemerkenswerte Ereignis versammelten. Die Campingfläche war groß und belebt, eine vielfältige Gemeinschaft von Gleichgesinnten aus der ganzen Welt.

Nachdem ich die Unterlagen in Empfang genommen hatte, fuhr ich mit meiner Familie in unsere Ferienwohnung in Paris. Die Vorbereitungen für das Rennen begannen sofort. Mein Rewel Titan-Rennrad wurde gründlich gecheckt und vorbereitet. Eine letzte Minute Entscheidung führte dazu, dass ich den Sattel wechselte, um unerwünschten Problemen wie beim vorherigen BRM 600 vorzubeugen. Mit einem neuen Sattel vom C64 befestigt, wurden die Taschen angebracht und alles für den nächsten Tag vorbereitet. Ein kleiner Familienspaziergang führte uns in die Straßen von Paris, und ich konnte die Vorfreude auf das bevorstehende Rennen spüren.

Am nächsten Tag brach ich früh auf. Bereits mittags stieg ich in den Zug von Paris Montparnasse nach Rambouillet, obwohl der Start für 17 Uhr angesetzt war. Der Zug war überfüllt mit Radfahrern, die alle zum PBP unterwegs waren.

Der Bahnhof von Rambouillet war ein lebhaftes Bild mit Radfahrern aus allen Ecken der Welt. Besonders die italienischen Teilnehmer waren leicht zu erkennen und verbreiteten eine fröhliche Atmosphäre. Da traf ich auch Bogdan, einen Bekannten aus Rumänien wie auch andere Teilnehmer aus Rumänien, das war ein schöner Zufall. Ich begab mich in den Schlosspark, legte mich im Gras nieder und sammelte Energie. Um 15 Uhr begab ich mich ins Zelt, genoss ein letztes Mittagessen vor dem Rennen, und um 16 Uhr erfolgten die obligatorische Ausrüstungs- und Radkontrolle sowie die Startaufstellung.

In den Parkalleen der Startaufstellung tauschte ich mich mit einer Teilnehmerin aus Neuseeland aus, die ebenfalls zum ersten Mal am PBP teilnahm. Mit meiner Garmin am Lenker, bereitete ich mich auf den Start vor. Ich startete meine Garmin und der hatte deutlich mit der mehr als 1200km langen Route zu kämpfen. Doch kurz vor dem Start frohr das Gerät ein. Mit nur 6 Sekunden bis zum Start gelang es mir gerade noch, den Garmin neu zu starten und pünktlich auf den Startknopf zu drücken.

Die ersten 30 km waren neutralisiert, die Fahrgeschwindigkeit eher moderat. Die Starter sortierten sich nach und nach und es bildeten sich verschiedene Gruppen. Bis zur ersten offiziellen Verpflegungsstation bei km 120 fuhr ich in größeren Gruppen mit Windschattenwechseln an der Spitze. In Mortagne-au-Perche erreichte ich die Verpflegungsstelle um 21:21 Uhr. Nach einer kurzen Pause setzte ich meine Reise mit einer anderen Gruppe fort, erreichte die erste offizielle Kontrollstelle bei km 203 in Villaines-la-Juhel um 0:01 Uhr.

Ab dieser Kontrollstelle fuhr ich größtenteils allein durch die Nacht. Ich begrenzte meine Pausen auf ein Minimum und konzentrierte mich darauf, den Rhythmus aufrechtzuerhalten. Bei km 293 erreichte ich die Kontrolle in Fougeres gegen 4 Uhr morgens. Die Müdigkeit begann sich bemerkbar zu machen, aber erstaunlicherweise hatte ich noch keine Anzeichen von Schlafmangel. Bei dieser Kontrolle habe ich dann etwas mehr gegessen. Einige Teilnehmer haben hier schon geschlafen, einige waren so müde, dass sie direkt in der Halle auf dem Boden schliefen. Dies Entfernung bis zur nächsten Kontrolle in Tinteniac war nicht so groß und ich machte mich wieder auf den Weg.

Ich konnte gut fahren und mit der einsetzenden Morgendämmerung wurde alles einfacher. Die Uhr zeigte 7:12 Uhr am 21. August 2023, als ich die Kontrolle bei km 354 erreichte. Die Zeit rückte voran, und ich konnte die Verpflegungsstation bei km 379 in Quedillac nutzen, um mich zu stärken und meine Energiereserven aufzufüllen. Ich nahm alle Möglichkeiten etwas zu essen und zu trinken dankend an, verlor damit aber auch recht viel Zeit, da man sich immer neu orientieren musste.

Die nächste Kontrolle bei km 435 in Loudeac erreichte ich um 11:52 Uhr. Hier tankte ich erneut auf und machte mich auf den Weg zu einer der anspruchsvollsten Etappen – einer Strecke mit vielen Höhenmetern und kontinuierlichem Auf und Ab. Der Sattel begann sich unangenehm anzufühlen, und Sattelcreme half auch nur bedingt.

Die nächste angekündigte Kontrolle in Carhaix-Plouguer bei km 515 sollte die letzte vor dem Wendepunkt sein. Doch entdeckte ich unterwegs eine unangekündigte Geheimkontrolle. An dieser war ich um 14:32 Uhr am 21. August 2023.

Um 16:06 erreichte ich dann die Kontrolle bei km 515 in Carhaix-Plouguer. Nach einer kurzen Pause ging es weiter, ca. 90 km lagen noch vor mir bis zum Wendepunkt in Brest. Der Sattel fühlte sich immer unangenehmer an, ich hoffte, dass ich bis Brest gut durchkomme. Ich konnte dann auch wieder recht gut fahren, jedoch ca. 12 km vor Brest hatte ich plötzlich Stichschmerzen im rechten Knie. Ich schaltete dann und fuhr in einem viel leichteren Gang die nicht mehrenden wollenden Hügel nach Brest. Um 20:32 war ich dann in Brest am Wendepunkt.

Hier hatte ich ein Hotelzimmer gebucht. Es dauerte eine Weile, bis ich das Hotel erreichte und mich um das Fahrrad kümmerte. Eine schnelle Mahlzeit, eine Dusche und alles war bereit für den Schlaf. Doch der Schlaf blieb knapp, da ich erst nach 23 Uhr im Bett war und für 4:15 Uhr am nächsten Morgen den Wecker stellte, um rechtzeitig weiterfahren zu können.

Der Weg zur Ziellinie: Mein Paris-Brest-Paris 2023 Abenteuer – Teil 2

Als ich mich für die 80-Stunden-Zeitlimite am Paris-Brest-Paris 2023 angemeldet hatte, dachte ich noch nicht daran, dass ich in Zeitdruck kommen könnte. Mein Ziel war klar: Bis spätestens 5 Uhr morgens am 22. August wollte ich wieder unterwegs sein. Nach einer kurzen Nacht, geprägt von Vorfreude und Aufregung, machte ich mich rasch bereit. Ein GOTA-DERM Pflaster schützte meine schmerzende Stelle, während ich mein Fahrrad aus dem Hotel stellte. Unter den anderen Rädern von PBP-Teilnehmern fand ich meins wieder, und bald war ich wieder auf der Strecke.

Ohne Frühstück ging es los. Die Hügel im Dunkeln allein zu bewältigen, bereitete mir Sorgen, doch da tauchte vor mir der erste PBP-Teilnehmer auf. Eine lange Reihe von Lichtern zog sich über die Hügel nach Brest. Ich gewöhnte mich wieder an den Sattel und überwand die Anstiege, auch wenn ich dazu das kleine Kettenblatt benötigte.

Die Route war teilweise anders als auf dem Hinweg, was die Fahrt angenehmer machte. Etwa 20 km vor Brest erreichte ich eine Verpflegungsstation. Ich genoss ein Brötchen und Pfannkuchen, bevor ich weiterfuhr. Weitere Verpflegungsstationen folgten, und ich versuchte, den Rhythmus zu halten und die Zeit im Auge zu behalten.

Vor der ersten offiziellen Kontrolle auf der Rückfahrt gab es eine erneute Geheimkontrolle, die ich um 8:52 Uhr passierte. Um 10:52 Uhr erreichte ich die erste offizielle Kontrolle der Rückfahrt bei km 697. Nach einer Portion Nudeln und dem Auffüllen meiner Trinkflaschen setzte ich meine Reise fort.

Trotz der Schmerzen vom Vortag und des Pflasters auf meiner Wunde machte ich Fortschritte. Unterwegs standen Menschen am Straßenrand und boten Wasser, Essen und Unterstützung an. In Gespräche mit anderen PBP-Teilnehmern vertieft, vergingen die Kilometer schneller.

Loudeac bei km 782 erreichte ich um 15:51 Uhr. Hier stärkte ich mich und machte mich auf den Weg Richtung Tinteniac. Unterwegs traf ich Kilian, einen Doktoranden aus Leeds, mit dem ich eine Weile fuhr. Die Kontrolle in Tinteniac erreichte ich um 21:16 Uhr am 22. August. Mit zunehmenden Sattelproblemen fuhr ich weiter in Richtung Fougeres. Ich probierte unterschiedliche Sitzpositionen aus, um die Schmerzen zu lindern.

Die Fahrt verlief anders als erwartet. Die Sattelschmerzen wurden schlimmer, und es wurde zu einem Kampf um Motivation. Glücklicherweise traf ich Kilian erneut, und seine Gesellschaft machte die Reise erträglicher. Die Kontrolle bei km 928 erreichte ich um 0:46 Uhr am 23. August. Ich entschied mich, hier etwas zu schlafen, um dem Körper Erholung vom Sattel zu gönnen. Um ca. 1:30 Uhr war im Schlafsaal mit Matrazenlager.

Gegen 4 Uhr wachte ich auf, machte mich fertig und fuhr, dank der milden Temperaturen, ohne zu frieren los. Eine wichtige Kontrolle zur Einhaltung des Zeitlimits war Villaines-la-Juhel bei km 1018. Ich erreichte sie um 8:31 Uhr am 23. August. Die Sattelschmerzen waren erträglich, wurden aber dann wieder schlimmer. Unterwegs fand ich eine Apotheke, holte Schmerzmittel, wechselte das Pflaster mit einem Draco-Hydro und setzte die Reise fort.

Die Kontrolle bei km 1099 erreichte ich um 13:27 Uhr. Hier stärkte ich mich und legte mich für einige Minuten ins Gras. Dann ging es weiter in Richtung Paris. Müdigkeit und Anstiege zehrten an meiner Kraft, und die Wärme machte es nicht einfacher. Die Zehen waren blutleer und schmerzten in den Schuhen.

Auf diesem Abschnitt sah ich einen Teilnehmer mit einem Foto seiner Familie auf der Lenkertasche. Das ermutigte mich, weiterzufahren, trotz der Herausforderungen. Auf dieser Etappe begegnete mir auch Oliver (Kettenhund1) mit dem ich schon beim BRM 600 in Gießen kurz zusammengefahren war. Mit Ach und Krach erreichte ich die letzte Kontrolle vor dem Ziel in Dreux bei km 1177 um 19:02 Uhr. Ich stärkte mich für den finalen Abschnitt und nahm ein Selfie mit einem 13-fachen PBP-Teilnehmer auf.

Erstaunlicherweise ließ sich der letzte Abschnitt leichter fahren. Auf den letzten Kilometern beschleunigte ich sogar. Um 21:24 Uhr erreichte ich das Ziel in Rambouillet. Ich holte den letzten Stempel im Brevet-Heft und die Medaille ab, dann ging es schnell zum Bahnhof. Gegen 23 Uhr war ich bei meiner Familie in Paris – das war meine wahre Ziellinie!

Das Paris-Brest-Paris 2023 war eine unvergleichliche Erfahrung. Eine Begegnung mit unglaublich vielen radbegeisterten Menschen, die Freiwilligen, Mitfahrer, die Menschen an den Verpflegungsständen, die Zuschauer und Autofahrer, die gewunken und geduldig gewartet haben. Es war eine Reise der Herausforderungen, des Durchhaltevermögens und des persönlichen Wachstums. Auch eine für mich neue Gegen durfte ich landschaftlich erleben. Dieses Abenteuer wird für immer in meiner Erinnerung bleiben – eine Erinnerung an eine unvergleichliche Leistung und an die Gemeinschaft von Radsportliebhabern aus aller Welt.

3 Kommentare

  1. Christian Franz

    Lieber Peter,

    Danke, dass Du uns durch diesen wunderbaren Einblick erahnen lässt, was es bedeutet das berühmte PBP Event durchlebt zu haben. Ich habe größten Respekt vor Deiner Leistung und schätze Deinen wahren Sportsgeist sehr. Es war mir eine Ehre einen klitzekleinen Part der langen Brevet-Reise 2023 aktiv miterlebt zu haben. Die ersten 200 km in Hessen war ich auch dabei. Kaum für mich vorzustellen 600 km am Stück druchzuradeln …. Und das dann nach 4 h Schlaf zu wiederholen Nochmal: Chapeau Hoch 3!!!!

    Dein Radfreund Christian

  2. Alex

    Herzlichen Glückwunsch auch auf diesem Wege 🙂 Cooler Bericht, tolle Leistung und das bei den hohen Temperaturen!!! Ich kann mir nicht vorstellen, wie du die Schmerzen in der zweiten Hälfte so gut verkraftet hast… Schade, dass das Garmin zwischendurch gestreikt hat, aber das ist nicht das Wichtigste. Gut, dass du bei der Family im Zeitlimit warst!

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